Mediterranes Ambiente in fränkischer Landschaft

Prachtvoller Privatgarten am Berghang gegenüber der Burg

Wer den schmalen am Berghang gegenüber der Burg ver­laufend­en “Paradiesweg” ent­lang­wan­dert, der find­et tat­säch­lich ein paradiesis­ches Stückchen Erde. Wan­der­er bleiben oft ungläu­big ste­hen und reiben sich die Augen — ein unbekan­nter Barock-Garten mit­ten in der Fränkischen Schweiz? Man­fred Rit­ter, ein pen­sion­iert­er Jurist und Gartengestal­ter aus Lei­den­schaft, hat dort am Egloff­stein­er Berghang eine Gar­te­nan­lage geschaf­fen, die einem fränkischen Schloß gut anste­hen würde. Der Nürn­berg­er ver­bringt einen Großteil sein­er “Freizeit” mit dem Aus­bau der Anlage, die bere­its jet­zt ein imposantes Aus­maß angenom­men hat.

Alte Turmvasen der Basilika vor dem “Recycling” gerettet

Bei einem Besuch in Gößwe­in­stein Ende 2003 ent­deck­te Man­fred Rit­ter zufäl­lig zwei über­große mon­u­men­tale Vasen — Nach­bil­dun­gen aus Beton — die von ihrem Platz auf den Basi­li­ka-Tür­men herun­terge­holt wor­den waren. Sie soll­ten wegen stark­er Ver­wit­terung durch neue Sand­stein­vasen erset­zt wer­den — die Beton­va­sen soll­ten dem Bauschut-Recy­cling anheim fall­en. Doch Man­fred Rit­ter hat­te sofort andere “Recy­cling-Pläne”. Nach Rückspache mit der Kirchen­ver­wal­tung und einem Hollfelder Architek­ten nahm er das Pro­jekt in Angriff: Die dreiein­halb Meter hohen stil­isierten Weihrauch­fäss­er wur­den nach Egloff­stein trans­portiert, im Garten aufgestellt und mit viel Schweiß und Mühe aufwendig restau­ri­ert — alles in Eigenregie.

Italienischer Monumentalstil

Die Tur­m­vasen — 40 Jahre wesentlich­er Bestandteil der Barock­basi­li­ka von Gößwe­in­stein — ste­hen nun auf einen Meter hohen Tuff­steinsock­eln und bilden einen mon­u­men­tal­en Rah­men für den Blick auf eine große Treppe, die sich im Hin­ter­grund der Anlage erhebt und durch eine Säu­le­nallee geprägt wird. Der Zwis­chen­raum der Basi­likavasen wurde mit ein­er vier­stu­fi­gen Treppe im Vorder­gund und ein­er auf der anschließen­den Ter­rasse liegen­den Brun­nenan­lage aufge­füllt. Dieser Brun­nen soll den Ein­druck erzeu­gen, man habe die Reste eines römis­chen Aquä­duk­tes während der Barockzeit in einen Brun­nen umge­baut. Die Wirkung ist beein­druck­end — dies kön­nte eben­sogut das Set für einen Film von Fed­eri­co Felli­ni sein. Südländis­ch­er Mon­u­men­tal­stil inmit­ten fränkisch­er Land­schaft: Die Kom­bi­na­tion ergibt etwas vage Unwirk­lich­es, ja Mysteriöses.

Einzelkämpfer

Abge­se­hen von einem “ger­ingfügi­gen” Maschinenein­satz beim Auf­stellen der ca. 1,5 Ton­nen schw­eren Vasen hat Man­fred Rit­ter alles in Eigen­regie erbaut. Allein für den unteren Teil der Gar­te­nan­lage benötigte er ca. 1 Jahr harte Arbeit. Wenn er so erzählt kann man kaum glauben dass all die Tor­bö­gen, Brun­nen und Post­a­mente qua­si mit der bloßen Hand gebaut wur­den. Und so hört man auch eine gehörige Por­tion Stolz in seinen Worten — zurecht, denn eine der­ar­tige Anlage ist — als Pri­vat­bau — in Franken sicher­lich einmalig.

Wer barocke Garte­nar­chitek­tur und ital­ienis­che Stim­mungen liebt, sollte die Gar­te­nan­lage, die von der Straße aus gut zu sehen ist, unbe­d­ingt ein­mal besuchen. Die Anlage ist nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, aber wenn der Besitzer ger­ade anwe­send ist und man ihn fre­undlich bit­tet, führt er schon mal den einen oder anderen durch den Garten. Dahin­ter ver­birgt sich übri­gens kein Unwollen: Es sind haf­tungsrechtliche Fra­gen, die ein­er Öff­nung entgegestehen.